Diese Fugen, auch Schwindfugen oder Sollreißfugen genannt, bilden Sollbruchstellen (bzw. Sollrissstellen), die eine kontrollierte Rissbildung beim Verkürzen des Bauteils infolge des Schwindens einleiten.

Scheinfugen in Estrich

Beispiel eines Fugenplans im Estrich

Scheinfugen werden bis zur Hälfte der Estrichdicke (bei Heizestrichen höchstens bis zu 1/3 der Estrichdicke) von oben her mit einer Kelle angelegt und ausgebildet oder maschinell so früh wie möglich eingeschnitten. Statt den Estrich einzuschneiden, können vorzugsweise bei Fließestrichen Profile eingebaut werden, die den Estrichquerschnitt schwächen. Scheinfugen werden nach Austrocknung bis zur Belegreife z. B. mit einem Reaktionsharz kraftschlüssig geschlossen. Übernehmen Scheinfugen teilweise die Funktion einer Bewegungsfuge (z. B. in Türdurchgängen unter keramischen Belägen), bleiben die Fugen offen. Durch Einschneiden von Scheinfugen sollen möglichst gedrungene Felder mit einer Seitenlänge von bis zu 6 m gebildet werden. Bei unbeheizten Estrichen auf Trennschicht oder Estrichen auf Dämmschicht sollen die Estrichfeldgrößen 30 m² nicht wesentlich überschreiten. Bei beheizten Estrichen auf Dämmschichten sind unter Berücksichtigung der Eigenschaften der Belagstoffe ggfs. Estrichfeldgrößen von 40 m² bei Fugenabständen bis zu 8 m möglich; ihr Seitenverhältnis darf maximal 1:2 betragen.

Scheinfugen in Industrieböden

Scheinfuge mit einfacher Fugenkerbe ohne Fugenverguss

Der 3 mm breite Schnitt soll eine Tiefe von 25 % bis 30 % der Plattendicke haben. Eine untere Fugeneinlage ist nicht sinnvoll. Für ein eventuelles Schließen der Fugen mit üblichen Fugenvergußmassen ist ein Nachschnitt 25 x 8 mm nötig. Die unteren 10 mm werden mit Moosgummi ausgefüllt, die oberen 15 mm nehmen die Fugenvergussmasse auf. Infolge der Rissverzahnung werden zwar Querkräfte übertragen, bei Scheinfugenabständen über 6 m und bei Lasten über 40 kN ist jedoch zusätzlich eine Verdübelung zu empfehlen.

Scheinfugen (Sollreißfugen) in WU-Bauwerken (Weiße Wanne)
Typische Sollreißfugen bei wasserundurchlässigen Bauwerken aus Beton werden z. B. bei langen Wänden oder geometrisch ungünstig dimensionierten Bauteilen angeordnet, um die erwarteten Risse an einer bestimmten Stelle zu erhalten und dort auch entsprechend abzudichten. Als Fugenabdichtungen kommen beschichtete Fugenbleche, Fugenbänder, Klemmkonstruktionen, Quellmaterialien und mit Einschränkung unbeschichtete Fugenbleche in Frage. Die Ausbildung erfolgt als wasserundurchlässige Fuge.

Scheinfugen im Straßenbau

Aufbau einer Betondecke nach RStO

Scheinfugen werden im Straßenbau als geschnittene Fugenkerben in Quer- und Längsrichtung der Fahrbahndecke hergestellt. Der Fugenschnitt muss zum richtigen Zeitpunkt und mit der richtigen Schnitttiefe erfolgen. Unter der Scheinfuge stellt sich der durch die Querschnittsschwächung provozierte Riss ein. Die eingesetzten Schneidgeräte müssen ein geradliniges und scharfkantiges Schneiden ermöglichen. Dazu werden Maschinen unterschiedlicher Größenordnung mit Diamantsägeblättern eingesetzt. Der Schnitt erfolgt nass unter ständiger Zuführung von Wasser in den Schnittbereich, wobei der sich bildende Schneidschlamm während oder nach dem Arbeitsgang zu beseitigen ist.

Die Schnitttiefen von Quer- und Längsscheinfugen in Verkehrsflächen werden durch die ZTV Beton-StB vorgegeben. Die zum Reißen der Querscheinfugen notwendigen Schnittkerben weisen eine Tiefe von mindestens 25 %, jedoch höchstens 30 % der Deckendicke auf. Die zum Reißen der Längsscheinfugen notwendigen Fugenkerben müssen eine Schnitttiefe von mindestens 40 % und von höchstens 45 % der Deckendicke aufweisen. Die Schnitttiefe einer Längsscheinfuge ist tiefer, da die Rissneigung aufgrund der geringeren Ausdehnung der Fahrbahn in die Breite ebenfalls geringer ist. Die in der Längsscheinfuge liegenden Anker werden wegen der größeren Schnitttiefe im unteren Drittelspunkt der Deckendicke verlegt. Bei einer 27 cm dicken Fahrbahndecke ergeben sich Kerbschnitttiefen für die Querscheinfugen von 7 bis 8 cm und für die Längsscheinfugen von 11 bis 12 cm.

Literatur