Frost-Widerstand
Dieser Artikel behandelt aufgrund der ähnlichen Mechanismen, Maßnahmen und Prüfungen sowohl den Frost-Widerstand als auch den Frost-Tausalz-Widerstand.
Bauteile, die Witterungseinflüssen ausgesetzt sind, müssen einen ausreichenden Frost- und ggf. Frost-Tausalz-Widerstand aufweisen. Daraus ergeben sich Anforderungen an die Betonzusammensetzung und die Gesteinskörnung.
Die Zuordnung zu Expositionsklassen XF erfolgt entsprechend der Wassersättigung und des Tausalzeinsatzes:
- XF1: mäßige Wassersättigung, ohne Tausalz
- XF2: mäßige Wassersättigung, mit Tausalz
- XF3: hohe Wassersättigung, ohne Tausalz
- XF4: hohe Wassersättigung, mit Tausalz
Schädigungsmechanismen
Das Porenvolumen sowie die Porengrößenverteilung sind wichtige Einflussgrößen für den Frost- und Frost-Tausalz-Widerstand. Da das Porenvolumen unmittelbar vom Wasserzementwert abhängt, ist auch dieser eine wichtiger Faktor.
Der Phasenübergang von Wasser zu Eis führt zu einer 9%igen Volumenzunahme, die zu einem hydraulischen Druck im Betongefüge ausübt. Stehen nicht genügend wasserfreie Poren als Ausweichräume zur Verfügung oder sind diese Poren zu weit voneinander entfernt, bauen sich Zugspannungen im Zementstein auf. Die während eines Frost-Tau-Wechsels entstehenden Druckunterschiede im Betongefüge pumpen bei einem ausreichenden Feuchteangebot weiteres Wasser in noch wasserfreie Poren.
Der Einsatz von Tausalzen (alle Taumittel können den Tausalzen bezüglich dieses physikalischen Angriffs weitgehend gleich gesetzt werden) führt in den oberflächennahen Bereichen des Betons zu einer Erhöhung der Spannungen u.a. durch den plötzlichen Wärmeentzug beim Aufstreuen der Tausalze, schichtenweises Gefrieren oder durch osmotische Drücke. Außerdem steigt bei zunehmendem Chloridgehalt der Wassersättigungsgrad in den oberflächennahen Poren an.
Prinzipiell können zwei Schädigungsarten durch Frost-Tau-Wechsel mit und ohne Tausalzeinsatz unterschieden werden:
• die Oberflächenabwitterung und
• die innere Gefügeschädigung.
Als Oberflächenabwitterung - die am häufigsten beobachtete Schadensform des Frostangriffs - wird ein fortschreitender Verlust kleiner Partikel oder dünner Schichten des Betons verstanden.
Anforderungen an den Beton
Frostwiderstand setzt einen wasserundurchlässigen Beton, ausreichende Festigkeit und gegen Frost widerstandfähige Gesteinskörnungen voraus. Je nach Zuordnung zu den Expositionsklassen XF1 bis XF4 werden Anforderungen gestellt an:
Einführen von Luftporen durch Luftporenbildner LP oder durch Zugabe von Mikrohohlkugeln verbessern den Frost-Tausalz-Widerstand erheblich. Beton der Expositionsklasse X4 darf nur als LP-Beton ausgeführt werden. Dabei ist aber zu berücksichtigen, dass ein hoher Luftgehalt zu einer Festigkeitsminderung führt: 1 Vol.-% eingeführter Luftporen kann einen Festigkeitsabfall von 1 N/mm² bis 2 N/mm² bewirken. Beton mit Widerstand gegen Frost muss mit Gesteinskörnungen hergestellt werden, die einen erhöhten Frostwiderstand aufweisen: Gesteinskörnungen müssen bei mäßiger Durchfeuchtung des Betons (Expositionsklasse XF1) die Bedingung der Kategorie F4 (Masseverlust ≤4 %) und bei starker Wassersättigung des Betons z.B. in der Wasser-Wechsel-Zone von Schleusen (Expositionsklasse XF2) die Bedingung der Kategorie F2 (Masseverlust ≤2 %) erfüllen.
Der Nachweis des Frost-Tausalz-Widerstands von Gesteinskörnungen kann erfolgen entweder mit:
1) der Prüfung der Magnesiumsulfats-Widerstandsfähigkeit
- bei mäßiger Durchfeuchtung des Betons (Expositionsklasse XF2) – z.B. Betonbauteile im Spritzwasserbereich – die Bedingung der Kategorie MS25 (Masseverlust ≤ 25 %) sowie
- bei starker Wassersättigung (Expositionsklasse XF4) die Bedingung der Kategorie MS18 (Masseverlust ≤ 18 %)
oder
2) einer Prüfung durch Sättigung, Gefrieren und Auftauen in einer niedrig konzentrierten Tausalzlösung (1 % NaCl) gemäß DIN EN 367-1
oder
3) einer entsprechenden Prüfung gemäß DIN V 18004 am Festbeton.
Prüfung des Frost- und des Frost-Tausalz-Widerstands eines Betons
Die Prüfung des Frost- und des Frost-Tausalz-Widerstands erfolgt mit einer Zeitrafferprüfung, bei der die Prüfdauer durch Verstärkung des Angriffs verkürzt wird. Dazu werden tiefere Temperaturen und höhere Abkühlgeschwindigkeiten als in der Praxis vorgesehen. Die Ergebnisse sind daher nur bedingt auf die Praxis übertragbar. Einzuhaltende Grenzwerte sind in Normen derzeit nicht festgelegt. Jedoch wurden von der Bundesanstalt fur Wasserbau (BAW) im Merkblatt „Frostprüfung von Beton“ Grenzwerte für Abwitterungen (CF-/CDF-Verfahren) und Grenzwerte für innere Gefügeschädigungen (CIF-Verfahren) festgelegt.
Zur Bestimmung des Frost- und Frost-Tausalz-Widerstands sind in DIN EN 12390-9 drei Prüfverfahren definiert:
• Plattenprüfverfahren (Referenzverfahren)
• Würfelprüfverfahren (Alternativprüfverfahren)
• CF- und CDF-Verfahren (Alternativprüfverfahren)
In Deutschland wird, sofern eine Prüfung des Frost- bzw. Frost-Tausalz-Widerstands von Beton gefordert wird, in der Regel das CF- bzw. CDF-Verfahren (Capillary suction of (De-icing chemicals and) Freeze-thaw test) angewendet.
Eine Betonoberfläche wird wiederholten Frost-Tau-Wechseln ausgesetzt und die Menge des von der Prüffläche abgewitterten Materials bestimmt. Der Frostwiderstand wird bei Beanspruchung mit entionisiertem Wasser (CF-Verfahren) und der Frost-Tausalz-Widerstand mit 3%iger Natriumchloridlösung (CDF-Verfahren) geprüft.
Literatur
Iken, Hans W. u.a.: Handbuch der Betonprüfung. Verlag Bau+Technik, Düsseldorf 2012 Verein Deutscher Zementwerke e. V. (Hrsg.): Zement-Taschenbuch 51. Ausgabe. Verlag Bau+Technik GmbH, Düsseldorf 2008 Pickhardt, Roland / Bose, Thomas / Schäfer, Wolfgang: Beton – Herstellung nach Norm. Arbeitshilfe für Ausbildung, Planung und Baupraxis; Verlag Bau+Technik GmbH, Düsseldorf 2014