Latent-hydraulisch
"Schlummernde" Hydraulizität, die technisch nutzbar erst bei Zugabe eines Anregers, z. B. Calciumhydroxid (Ca(OH)2) oder in ähnlicher Weise wirkende Stoffe, hydraulisch erhärten.
Maßgebend für die hydraulische Wirksamkeit sind die Anteile an reaktivem Calciumoxid (CaO), Siliciumdioxid (SiO2) und Aluminiumoxid, die in Gegenwart von Wasser erhärtungsfähige Calciumsilicathydrate (CSH) und Calciumaluminathydrate bilden können.
Latent hydraulische Stoffe erhärten nach Feinmahlen und Anmachen mit Wasser aufgrund ihres relativ hohen CaO-Gehalts selbstständig hydraulisch, da bei ihrer Reaktion mit Wasser ohne andere Zusätze durch Hydratation festigkeitsbildende, kalkhaltige Hydratationsprodukte entstehen. Diese Reaktion verläuft allerdings sehr langsam und muss daher für die technische Nutzung durch einen Anreger beschleunigt werden.
Puzzolane enthalten im Gegensatz zu latent hydraulischen Stoffen nur wenig Calciumoxid (CaO) und können deshalb erhärtungsfähige Hydratationsprodukte nur im Zusammenwirken mit einem Stoff bilden, der nach dem Anmachen mit Wasser Calciumhydroxid (Ca(OH)2) abgibt.
Bezeichnung | CaO/SiO2 |
---|---|
(C/S-Molverhältnis) | |
hydraulisch | > 1,5 |
latent hydraulisch | 0,5 ... 1,5 |
puzzolanisch | < 0,5 |
Der für die Betontechnik wichtigste latent-hydraulische Stoff ist Hüttensand.
Da latent hydraulische Stoffe keine selbständigen Bindemittel sind, zählen sie bei Verwendung als Ausgangsstoff zum Beton zu den Zusatzstoffen.
Hüttensand ist ein bewährter Hauptbestandteil verschiedener Zementarten.
Die Reaktionsfähigkeit wird üblicherweise mit dem Aktivitätsindex beurteilt.
Literatur
- Locher, Friedrich W.: Zement – Grundlagen der Herstellung und Verwendung. Verlag Bau+Technik GmbH, Düsseldorf 2000
- Wesche, Karlhans: Baustoffe für tragende Bauteile: Band 2: Beton, Mauerwerk (Nichtmetallisch-anorganische Stoffe): Herstellung, Eigenschaften, Verwendung, Dauerhaftigkeit. 3. Auflage. Bauverlag GmbH, Wiesbaden 1993