Sulfidprobleme in Abwasseranlagen: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 26. Januar 2016, 17:51 Uhr
Hochwertige Betonrohre sind werkstoff- und produktionsbedingt in der Lage, in fast 100 % der Anwendungsfälle allen Beanspruchungen aus Verlegung, Einbau, Gebrauch, Betrieb und Wartung bei sachgerechter Verlegung zu widerstehen. In den restlichen Einzelfällen, in denen z. B. Korrosion auftritt, werden i. d. R. Grenzwerte für Abwässer in unzulässiger Weise überschritten und damit Verstöße gegen geltende Vorschriften in Kauf genommen. Korrosion im Gasraum von Abwasseranlagen tritt dann auf, wenn kritische Verhältnisse im Kanal angetroffen werden, die zu so genannten Sulfidproblemen führen.
In sachgerecht geplanten und betriebenen Kanalnetzen sind wegen günstiger Sauerstoffverhältnisse im Abwasser Sulfidprobleme nicht zu erwarten. Besonderer Beachtung bedürfen aber immer:
- Bereiche, in die sulfidhaltige Abwässer direkt eingeleitet werden,
- Übergabeschächte am Ende von Druckleitungen,
- Kanäle mit geringem Gefälle, mit Teilfüllung und langen Aufenthaltszeiten des Abwassers.
Abwasser sollte in aerobem, d.h. frischem und sauerstoffreichem Zustand dem Klärprozess zugeführt werden. Geht Abwasser in den anaeroben, d.h. sauerstofffreien Zustand über, können aus einem zunächst harmlosen Abwasser Sulfidprobleme entstehen.
Entweicht Schwefelwasserstoff H2Saus dem Abwasser, entsteht im Gasraum über dem Abwasserspiegel auf der Oberfläche von Abwasserbauteilen elementarer Schwefel. Dieser ist ein Substrat für Schwefel-(Thio-)bakterien. Wenn die Lebensbedingungen für die Spezies Thiooxidans gegeben sind, kann durch Produktion von Schwefelsäure (H2SO4) der pH-Wert bis auf pH 1 fallen. Damit ist ein sehr starker chemischer Angriff (biogene Schwefelsäurekorrosion) auf Zementmörtel und Beton sowie auf fast alle metallischen Bau- und Werkstoffe möglich.
Literatur
- Kampen, Rolf u.a.: Betonbauwerke in Abwasseranlagen. Verlag Bau+Technik, Düsseldorf 2011